Und auf einmal ist man Mama. Aber was bedeutet das? Was ich gerne früher gewusst hätte. Erfahrungen aus meiner Zeit als frisch gebackene Mama. Ein Rückblick.
Heute möchte ich über all die Dinge sprechen, die mir keiner erzählt hat als ich noch schwanger war. Mich haben so viele Sachen unvorbereitet getroffen. Was erwartet einen als Mama? Auf was muss man sich vorbereiten? Heute habe ich meine ganz persönlichen Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was verändert sich?
Ein Kind ist aus meiner Sicht die größte Veränderung im Leben eines autonomen, die Freiheit liebenden Menschen. Obwohl die Schwangerschaft unseren Körper mental und physiologisch verändert, vorbereiten kann sie einen nicht auf das große Ereignis der Geburt. Und vor allem auf alles, was danach kommt. Es verändert das große Ganze in einem – die Sicht auf die Welt, die eigene Haltung und viele Einstellungen. Wenn nach den ersten Wochen voller Hormonschwankungen der Oxytocin-Spiegel langsam wieder abfällt, wenn der Baby Blues, die starke oder weniger starke Wochenbettdepression nachlässt, sieht und spürt man die großen Veränderungen.
Um was geht es nun genau? In diesem Beitrag schreibe ich meinen persönlichen Rückblick auf die erste Zeit mit Baby. Hätte ich viele dieser Punkte gekannt und beachtet, hätte ich mich mit großer Wahrscheinlichkeit schneller und leichter in meiner neuen Rolle zurecht gefunden. Deshalb möchte ich das teilen.
Mamasein & der Weg zurück zu dir!
Mama – ein weiches Wort für so eine starke Rolle. Auf einmal ist man Mama von einem Lebewesen und trägt so viel Verantwortung in sich. Die erste Zeit ist das Neugeborene so stark abhängig von Mama/ Papa/ seiner ersten Bezugsperson, das man kaum fassen kann wie das Leben davor war und wie die Zeit danach jemals wieder normal sein wird. Zum Thema Mamasein findet ihr bei Douglas einen schönen Artikel – lies mal rein! Ich selbst habe lange gebraucht, in die Rolle der Mama hineinzuwachsen. Bei mir hat es ungefähr 18 Monate gedauert. Woran ich das gemerkt habe? Nach dieser Zeit habe ich endlich wieder zu meinem Körper gefunden. Was mir dabei geholfen hat?
Verständnis & Akzeptanz: Du kommst nicht zu deinem Kind, dein Kind kommt zu dir! Du musst dich nicht biegen und brechen, um allem gerecht zu werden. Wenn dein Kind schlecht schläft, dann schläft es schlecht. Dann akzeptiere es, es ist hart, aber es geht vorbei. Und das wird dir auch jeder sagen: zu schnell als es dir lieb ist. Ein Wimpernschlag und dein Baby ist “groß” und mag nicht mehr schmusen, kuscheln oder ständig an dir dran kleben – “Mama weg”, “alleine machen”. Ach wie war die Zeit als der Körperkontakt nicht abreißen durfte?
Zeit lassen: Im Nachhinein weiß ich, dass eine Mama nicht gleichzeitig mit ihrem Kind geboren wird. Man wächst in die Rolle hinein. Das braucht Zeit, und die darf man sich auch nehmen!Du musst keiner gesellschaftlichen Norm entsprechen Du musst nicht alles so machen, wie es deine Freundinnen machen. Du musst nicht so funktionieren, was dir Medien oder soziale Plattformen vorleben – das ist alles eine Illusion. Es ist so: Du bist die beste Mama für dein Kind, dass es sich nur wünschen kann. Du gibst jeden Tag das Beste, du bist die Beste, du musst nicht perfekt sein, du bist Alles für dein Kind mit all deinen Macken und Fehlern und deiner unperfekten Welt.
Loslassen: Verabschiede dich von Überzeugungen und Vorstellungen, die du als Nicht-Mama gemacht hast. Halte nicht starr daran fest, lass sie los. Dein ganzes Universum hat sich verändert. Sieh es locker, wenn etwas nicht so läuft, wie du es dir wünscht. Genau so ist das Leben mit Kind, man kann nicht alles kontrollieren, man muss die Zügel auch aus der Hand lassen. Dein Kind mag partout nicht schlafen – lass los. Nimm es in die trage, geh spazieren, leg dich zu ihm. Du hattest andere Pläne – Wäsche, Haushalt, kochen? Wirf sie um, sei flexibel, passe dich an, MACH DICH LOCKER. Es wirkt Wunder! Es ist halt dann so!
Selbstliebe alias “Me-Time”: Ganz ganz wichtig – habe ich persönlich viel zu spät verstanden. Glückliche und ausgeglichene Mama (Bezugsperson) – glückliches ausgewogenes Kind! Und dazu gehört alles, was dich persönlich glücklich macht und ausgleicht. Für den einen ist es eine heiße Badewanne, für den anderen ein Abendessen mit FreundInnen. Andere wohltuende Dinge: Ein paar Seiten Buch lesen, ein Spaziergang alleine, ein neues Hobby anfangen. Ein großer Teil hat bei mir der Sport beigetragen – Workouts zuhause. Es muss kein teures Fitnessstudio sein. Oder (Online) Yoga Sessions.
Es gibt Angebote, die frisch gebackene Mamas in deiner Gegend zusammenführen und sportlich beschäftigen, zum Beispiel “Lauf Mama Lauf” einfach in deiner Umgebung suchen. Auch die Rückbildung die von Hebammen nach der Geburt angeboten werden sind sehr wichtig und sollten nicht unterschätzt werden. nimm dir dafür Zeit und genieße die Zeit nur mit dir! Goldwert. Tu es, kehre zurück in das, wie es mal war. Je schneller du akzeptierst, dass dein Kind auch mal ohne dich kann und du auch ohne es musst – desto früher kehrst du zu deinem Ich zurück. Einen ausführlichen Artikel, wie sich dein Körper physiologisch direkt nach der Geburt verändert, und was dir dabei helfen kann, findest du hier.
Unperfekt ist perfekt! Dein Kind wird sich später nicht mehr daran erinnern, ob der Wäschekorb immer leer war oder der Boden blitzeblank gewischt war. Oder als das Kinderzimmer später fertig geworden ist. Es wird sich daran erinnern, Ob du da warst. Ob du ihm in die Augen geschaut hast beim Spielen oder ins Handy. Ob du dir 10 Minuten Zeit genommen hast ein Buch zu lesen. Ob du die Geduld aufgebracht hast dir beim Kuchen backen helfen zu lassen. Und diese Dinge alle ganz und gar nicht perfekt waren. War die Küche danach schmutziger als sonst? Ganz bestimmt. Aber ihr schafft Erinnerungen, gemeinsam.
Nicht nur dein Kind lernt seine Lektionen, auch du wächst an deinem Kind.
Partnerschaft & Beziehung
Wenn man sich an das Mamasein gewöhnt hat und in seine Rolle gefunden hat, ist es das was sich dauerhaft am prägnantesten verändert: die Beziehung zu seinem Partner. Vorher in trauter Zweisamkeit, nachher mit einem Baby, das einfach jede Art von Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Tag und Nacht. Sich da nicht zu verlieren, ist Arbeit, Überwindung und Zuversicht.
Diese Ansichten lassen mich heute sogar etwas schmunzeln, wenn ich an den ein oder anderen Streit denke:
- Lasst euren Partner er selbst bleiben. Bevor ihr versucht, ihn zu ändern, solltet ihr versuchen, euer Verhalten zu reflektieren
- Ist jeder Streit es wert, ihn gestritten zu haben? Kann man auch mal klein bei geben, darüber hinweg sehen, es vergessen? Unsere Regel: Nach 21 Uhr werden keine großen Themen mehr diskutiert: ist es etwas ernstes? Schlaft eine Nacht drüber und blickt am nächsten Tag darauf. Und, immer noch so schlimm?
- Hätten wir im Vorfeld einige der unten genannten Themen durchgesprochen, hätten wir manch eine kleine Krise abwenden können
- Nehmt euch schnell mal die Zeit zu Zweit: Lunch, ein kleiner Spaziergang, ein Frühstück zu Zweit oder doch die Datenight. Verlasst dabei das Haus, raus aus der gewohnten Umgebung. Redet mal nicht über das Kind oder die Dinge, über die ihr eh schon tagtäglich sprecht. Schenkt euch Wertschätzung und Anerkennung!
- Strukturiert und organisiert euren Tag gut. “Ordnung ist das halbe Leben” – eine gute Planung gilt auch für einen harmonischen und weniger stressigen Familienalltag!
- Lasst euch helfen. Wenn ihr eine Familie oder ein Netzwerk habt, gebt Kontrolle ab und und lasst los. Lasst euch helfen, wo Unterstützung angeboten wird!
Themen rund um das Baby: Medizin, Fremdbetreuung, Erziehungsstil, Ernährung
Wichtige Themen, die im Vorfeld oft kaum bis nicht bedacht werden. Es kann sehr hilfreich sein, sich über manche Dinge vorab Gedanken zu machen. Vor allem für Paare die dazu neigen, gerne zu diskutieren oder anderer Meinung zu sein. Wie steht es um die ganzen Impfungen, die schon direkt nach der Geburt Thema werden, pro oder contra? Es gibt sogar Kontroversen beim Thema Fluorid in Zahnpasta, ja oder nein? Gibt es Probleme beim Stillen durch ein verkürztes Zungenband, entfernen lassen oder nicht? Welche ärztliche Untersuchungen macht man mit?
Fremdbetreuung ist ein Thema. Wer soll nächste Bezugsperson werden, Oma, Opa, Tante, Onkel? Ab wann soll das Kind betreut werden, wie lange soll es dort bleiben und wie oft? Wer übernimmt welche Rolle in der Eingewöhnung oder in den häuslichen Vorbereitungen? In welcher Einrichtung? Wie ist dort das pädagogische Konzept, wie der Betreuungsschlüssel? Doch lieber Tagesmutter? Oder zur Oma?
Erziehungsstil ist auch ein beliebtes Thema unter jungen Eltern. “Mach das so nicht und mach das besser so…”. Hier treffen Welten aufeinander. Jeder mit seinen Kindheitserfahrungen. Jeder mit seinen Überzeugungen, stets das Richtige zu machen. Sprecht darüber. Wer wollt ihr sein, welche Werte, Moral, Sitten wollt ihr euren Kindern vermitteln. Seit ihr die Guten, Strengen, Nachlässigen, Lustigen, Perfektionisten, etc.? Steckt Erwartungen und Vorstellungen ab, es kann vieles erleichtern.
Die gute Ernährung. Ein so wichtiges Thema, kommt im gegenseitigen Miteinander vieler Familien viel zu kurz. Zugegeben: In den meisten Familien kümmern sich in der ersten Zeit vorwiegend Mamas um die Ernährung der Kleinen: Stillen, Fläschchen, welche Milch, welches Milchpulver, die ersten Breie, gekauft oder selbst gemacht… Nach einem guten Jahr die erste feste Kost. Es lockern sich allmählich die ersten absoluten Verbote von Zucker, Salz, verarbeiteten Lebensmitteln… das ist der Auftritt der Papas. Zumindest bei uns so geschehen. Es werden Süßigkeiten, Junk Food und andere Dinge eingeführt. Auch hier sollte in klärendes Gespräch für Grenzen und Regeln sorgen. Was ist mir persönlich wichtig? Welche Lebensmittel kommen auf den Tisch? Welche nicht?
Familienleben & Alltag
Der Alltag – völlig unterschätzt. Wie stellt man sich einen Tag mit Kind vor? Zugegeben – anfangs gar nicht. Aber schnell wird einem klar: Das Baby wacht schon mal Monate lang früh morgens um 5 Uhr auf. Wer steht mit auf? Wer macht die Kinder fertig? Wer muss arbeiten, wer muss Termine machen? Wie organisiert man sich den Tag? Wer kümmert sich um Mahlzeiten, Schläfchen, Einkäufe, Termine, Playdates? Wer entwickelt Routinen, wer hält sich daran? Welche festen Rituale etablieren sich? Wie stimmt man sich ab? Geht man abends schon völlig ermüdet um 21 Uhr schlafen oder trifft man sich noch auf der Couch um zu reden?
Wie sieht es aus mit den ersten Einladungen auswärts? Abends, mit Freunden treffen, ausgehen? Gemeinsam als Paar, oder doch alleine weil man noch keinen Babysitter zulässt? Wollt ihr Datenights? Wollt ihr, dass eure Kinder bei Oma & Opa übernachten, wenn ja ab wann? Wollt ihr Reisen? Mit oder ohne Kind? Wollt ihr länger in der Elternzeit verreisen? Ab welchem Alter traut ihr euch den ersten Flug zu? Oder wann die erste lange Fernreise?
Sprecht auch hier wieder über eure Vorstellungen. Was wäre eine ideale Welt, ein idealer Tag der euch glücklich macht? Strukturiert und organisiert euch, eine gute Planung ist eine gute Basis für weniger Konflikte. Ich habe einmal dazu gelesen: Wenn ein Paar vor dem Kind beispielsweise gerne um die Welt gereist ist, so soll es das auch mit dem Kind tun. Anders wird es nicht funktionieren. Das Leben geht weiter und sollte sich nicht um 180 Grad drehen nur aufgrund des Kindes.
Finanzen & andere Bürokratie
So unromantisch wie es klingt ist es auch: Finanzielle Themen rund um die Familie sollte man vor Ankunft des Sprösslings besprechen. Wenn ein Teil in Elternzeit geht bricht Einkommen weg. Wie geht man damit um? Wird das Gehalt des anderen aufgeteilt? Muss einer von seinen Ersparnissen leben? Wer bekommt das Kindergeld? Wer kümmert sich im Vorfeld schon um die Dokumente und Bürokratie? Wer beantragt Kindergeld oder Elterngeld? Wer zahlt all die Ausgaben rund ums Baby (Windeln, Kleidung, Nahrung etc.)?
TIPP: Es kann sehr hilfreich sein, einen Finanzplan aufzustellen. Für alle Monate ab Geburt des Kindes bis zum Wiedereintritt in den Job. Wenn nötig auch für darüber hinaus, zum Beispiel einen Sparplan für 5 Jahre. Der Finanzplan deckt alle Einnahmen und Ausgaben aus. Ich habe für ein paar Monate einmal akribisch alle Ausgaben aufgeschrieben, um zu ermitteln, wie hoch unsere monatlichen Ausgaben im Durchschnitt sind. Das hat sehr gut geholfen, um zu kalkulieren was man monatlich ausgeben kann und ob sogar noch etwas übrig bleibt am Ende des Monats.